Donnerstag, 30. April 2009

Das Elend der Versicherungswirtschaft

Vorbemerkung zum Verständnis: Mit Lebensversicherungen verdient die Versicherungswirtschaft das allermeiste Geld. Und der Begriff Lebensversicherung ist sehr umfassend. So sind alle kapitalgedeckten Rentenversicherungen Lebensversicherungen. Also, die Riester-Rente z. B. ist eine Lebensversicherung.

All die Finanzprodukte, die Lebensversicherungen sind, die sind in den nächsten Jahren höchst problematisch; denn der Kapitalstock wird verzinst. Garantiezinsen haben Sprengkraft. Wieso, werden Sie sich sicherlich Fragen?

Nun, die Versicherungswirtschaft investiert, investiert in Aktien (-fonds), Immobilien, unterschiedliche Anleihen. Zu den Anleihen darf gesagt werden, dass die Versicherungswirtschaft Großabnehmer von Staatsanleihen ist. Und nicht vergessen, per Gesetz müssen die Gelder, die in Lebensversicherung fließen, sicher sein. Das sind dann die Staatsanleihen. Sie gelten als besonders sicher. Lebensversicherungen sollen besonders sicher sein. Auf die Staatsanleihen komme ich später noch einmal zurück.

Das Investment der Lebensversicherer hat das Ziel, Gewinn abzuwerfen. Es gilt, mindestens den Garantiezins zu erwirtschaften. Das ist die Kompetenz der Versicherungswirtschaft.

Der Garantiezins ist die Archillesferse der Versicherer. Das müssen Sie wie folgt verstehen: Wir hatten von 1873 bis 1896 in Deutschland eine sehr lang anhaltende Deflation, eine Epoche niedriger Zinsen. Und wer annimmt, die derzeitigen niedrigen Zinsen, wären von kurzfristiger Dauer, der könnte sich heftig irren. Die sehr junge Wirtschaftskrise wird auch länger anhalten. Das heißt, der Giftcocktail für die Versicherungswirtschaft ist gemixt: Die Vermögenswerte wie Aktien und Immobilien sind mittelfristig in einem Abwärtskanal. Zwischenzeitliche Erholungen sind sogenannte Bärenfallen. Man muß Buchverluste hinnehmen, die beim Verkauf in Realverluste einmünden. Und in Krisenzeiten gibt es weniger Dividenden, die Unternehmen haben nur eine Aufgabe, die Aufgabe zu überleben. Und die Zinsen der Staatsanleihen werden sich dem Nullpunkt nähern.

Einfache Regel: Der Garantiezins bestehender Versicherungsverträge läßt sich nicht mehr halten. Einziger Ausweg bleibt der Vertrieb. Die Versicherer haben Mittelzuflüsse, die das Tal der Tränen überbrücken helfen und die Verluste ausgleichen. Das nennt sich dann Ponzi-System (Schneeballsystem). Die Insolvenzrisiken in der Versicherungswirtschaft werden in der nächsten Zeit erheblich größer. Mit Versichererpleiten (als Fusionen maskiert) ist zunehmend zu rechnen.

Aber das ist noch nicht alles! In den etablierten Parteien herrscht die Mode, in besseren Zeiten die Staatsverschuldung zur reduzieren. Was heißt das für die Eigentümer von Lebensversicherungspolicen? Nehmen wir die Riester-Renten. Es gilt, immer mehr in die kapitalgedeckten Lebensversicherungen zu investieren. Sie legen Geld an. Sie haben ein Guthaben. Und jedes Guthaben ist bekanntlich auch ein Kredit. Als Policeninhaber ist man Kreditgeber.

Nächste Frage, wo geht der Kredit hin? Der letzte Schuldner ist der Staat. Der größte Vermögensposten bei den Versicherern sind die Staatsanleihen. Man kann sogar grob vereinfacht schreiben, Staatsschulden sind der Kapitalstock der Lebensversicherungen.

Wenn man das weiß, stellt sich die nächste Frage: Was passiert, wenn der Staat Schulden abbaut? Dumm gelaufen, wenn die kapitalgedeckte Altersvorsorge weiter aufgestockt wird. Die Nachfrage nach Staatspapieren steigt, das Angebot wird eingedampft - Schuldenabbau! Das ist ziemlich widersinnig. Also, auch von dieser Front droht den Versicherungskunden Gefahr. Wenn der Staat sein Vermögen verkauft (Schuldenreduktion), könnten dann die Versicherer statt Staatsanleihen zukünftig zu privatisierende Gefängnisse, Schulen usw. erwerben, oder? Zinsen hierbei? Fragen Sie mich bitte etwas leichteres. Das Ganze wird zunehmend unsinnig, mehr kann ich Ihnen nicht schreiben. Doch halt, ein Satz geht noch: Sie zahlen, so oder so, die Zeche für diese Art Mißwirtschaft. Der Schuldenabbau ist sehr tückisch!

Übrigens bei Verträgen auf Fondsbasis gibt es keinen Garantiezins. Das Risiko ist dann allein beim Policeninhaber. Clever, nicht?

Sollten die deflationären Tendenzen in eine Hyperinflation umschlagen, dann sind die Versicherer gerettet. Ihre Versicherungspolicen weniger...

Viel Spaß weiterhin mit den "sicheren" Lebensversicherungen. Eines gibt es auf jeden Fall nicht: sichere Kapitalanlagen.

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1 Kommentar:

  1. Ha, darüber wollte ich eigentlich auch was schreiben ...

    Ich hätte auch noch zwei Links gebracht:

    a) Die AXA hat die TwinStar-Versicherung vom Markt genommen. Die Garantie wurde zu teuer

    b) Die Deflation in Japan hat in den 90er-Jahren die Lebensversicherungen vernichtet (OK, hätte vernichtet, ohne Staatshilfe). Wir reden also nicht über ein "theoretisches Konstrukt" ..

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