Um es vorweg zu sagen, es geht hier um Hilfe, Hilfe für Bedürftige, die zufällig in Frankfurt vom neuen »Angebot« der Caritas wissen: Der Caritas-Zahnhilfe, oder wie sich das Projekt auch genau nennen mag.
Von Pseudo-Hilfe, von als-ob-Hilfe darf ich nicht schreiben; immerhin wird manche zahnärztliche Zahnfüllung helfen, Zahnschmerzen zu beseitigen. Genauso funktioniert das Konzept der Tafeln: Manch Hunger wird gestillt, das Grundproblem des Hungers durch Armut aber nicht. Alibi-Handlungen nennt man so etwas. Man tut etwas, was schön aussieht - wir leben ja in einer Massenmediengesellschaft -, um in Wirklichkeit nichts gegen die Ursachen zu tun. Wie sagte man doch einst? "Außen hui, innen pfui."
Zurück zur Caritas-Hilfe: In Frankfurt am Main wird die Zahnarztpraxis der Caritas außer durch Fremdmittel auch durch Caritas-Eigenmittel finanziert. Wer weiß, daß Hartz-IVler bei der Caritas kosten-, also gewinnoptimiert, eingesetzt werden, der wundert sich nicht. Könnte es sein, daß Hartz-IVler zu Niedrigstlöhnen gezwungen werden - wer verdient schon freiwillig einen mickrigen Hungerlohn -, um dann den zahnärztlichen Dienst der Caritas, quasi ein Almosen, in Anspruch nehmen zu müssen?
Eigentlich wollte ich diesem Treiben den Titel "Perpetuum Mobilé" verpassen. Aber irgendwie ist die Sache schon pervers. Deshalb benutze ich hier lieber den von mir schon einmal für als außerordentlich passend befundenen Begriff "Perversuum Mobilé". Statt die Wurzeln des Übels Armut anzugehen, betreibt die Caritas mit ihrer Almosenpolitik indirekt das Geschäft der Ausgrenzung, mit der Pseudoförderung von Hartz-IVlern sogar direkte Ausgrenzung nach dem Motto: "Du hast keine Chance, nutze sie". Wer ausgrenzende Zustände stabilisieren hilft, unterstützt ausgrenzende Politik. Einmal Bettler, immer Bettler - muß das sein?
Zu den Fremdmitteln erlaube ich mir noch eine kritische Anmerkung: Gerne hätte ich gewußt, welcher Wohltäter (?) hier eigentlich gespendet hat. Warum die Frankfurter Rundschau in ihrer Caritas-Werbung "Frankfurts erste Zahnarztpraxis für Obdachlose" keinen einzigen Caritas-kritischen Punkt aufgeführt hat, ist mir kein Rätsel. Wie heißt doch noch mal der nicht ganz so neue Eigentümer dieser Tageszeitung? Und ist nicht Frankfurt eine westdeutsche Metropole, bei der sich die Partei DIE LINKE. zu einer lokalen Größe zu mausern droht? Da würde es doch gut passen zu zeigen, wer Gottes Almosenschenkern vertraut, braucht keine linke Partei. Ich hoffe nur, daß die wenigsten solchem Blödsinn auf den Leim gehen. Wir sollten die Almosenschenker eher als Aufforderung begreifen, endlich damit anzufangen, zustehende Rechte einzufordern und für sie gemeinsam zu kämpfen.
Herzlichen Dank an Annette Ludwig für den Hinweis zur Caritas. Das hier festzuhalten war dringend nötig.
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