Freitag, 21. Oktober 2011

Immer wieder Schade .... alle machen Politik .. nur wir nicht!

Lieber Leser,

Occupy Frankfurt ist immer noch recht aktiv - doch man vermisst irgendwie die lokale Abteilung der Partei DIE LINKE. in Frankfurt. Ich habe mich gefragt, was da los ist. Ein E-Mail-Text Annette Ludwigs, den ich hier übernehmen darf, spricht mir aus der Seele. Er bezieht sich auf Occupy Frankfurt in Verbindung mit der zeitgleichen berühmten Buchmesse, eigentlich eine linke bewegungspolitische Chance erster Güte.

Leider finde ich erst jetzt Zeit, diesen Text in mein Blog einzustellen. Bitte entschuldigen Sie dies.

Hier jetzt der immer noch hochaktuelle Text vom 14. Oktober 2011:

Immer wieder Schade .... alle machen Politik .. nur wir nicht!

Liebe Genossinnen und Genossen,

ich bin in Frankfurt am Main geboren und muss euch ein wenig meine Gedanken mitteilen, die natürlich nur wieder lieber wütend als traurig sein können an diesem Morgen. Warum?

Es ist Buchmesse und die Welt schaut auf Frankfurt. Nichts ist spannender und aufregender als eine Messe, die natürlich als Buchmesse auch hochpolitisch ist. Und ihr mögt es kaum glauben, es gibt Initiativen, Gruppen, AktivistInnen die das verstehen.

Warum findet die von Attack angesetzte „Besetzung“ der ECB am Samstag statt? Weil die Welt auf Frankfurt schaut. Warum wird die Paulskirche „besetzt“? Weil die Welt auf Frankfurt schaut. Warum wird die Börse symbolisch „besetzt“ weil die Welt auf Frankfurt schaut. Und warum liebe GenossInnen verhandelt Roth mit den „Besetzern“ weil natürlich die Weltpresse auch auf Frankfurt schaut.

Warum gibt es unsere Partei nicht während der Buchmesse? Warum gibt es keinen zentralen Infostand mitten in der City an einem Samstag während der Buchmesse? Warum keine Aktion zum Thema Afghanistan? Wenn es denn tatsächlich so wichtig ist? Uns allen so wichtig ist?

Warum findet unser Aktionstag im November statt an zwei Wochentagen, wo doch die ein oder anderen tatsächlich, wenn sie denn noch dürfen, einer Beschäftigung nachgehen müssen. Sicher nicht schlimm, werden unsere Mandatsträger denken; eher besser, wir nehmen unsere Beschäftigten und lassen die demonstrieren; ehe besser als so aufsässiges Parteivolk, was eh nur Schwierigkeiten macht.

GenossInnen, in meinem Kalender stehen seit Wochen Termine zu Lesungen, kleinen Veranstaltungen. Nichts großes, aber oft sehr besonderes. Ich nehme diese Termine war, spreche mit den Initiatoren, bereite mich vor, um zu wissen, was den Menschen, die Kultur in dieser Stadt voranbringen wollen, wichtig ist. Ich plaudere, bin freundlich und aufgeschlossen.

Morgen Abend findet eine „Lange Nacht des Lesens“ in der Exzesshalle statt. Das erste Buch ist eine Biografie über Peter Gingold. Weiter Bücher folgen durch die gesamte Nacht. Die Gegenbuchmesse hat mich eingeladen wie jedes Jahr. Und ich werde teilnehmen. Und sicher werde ich nicht viele LINKE sehen. Wie jedes Jahr. Auch nicht unseren Fraktionsvorsitzenden oder dessen weiblichen Teil. Auch nicht Willkomm-Wiemer. Wie jedes Jahr. Dabei sind das doch seine Themen. Angeblich.

Ok, sicher fragt ihr euch, was will die eigentlich von uns. Sorry, ich will euch sagen, dass ich völlig entnervt bin über diese Partei, die an dem kulturellen Leben in dieser null teilnimmt - Es einfach ihrer Meinung nach nicht nötig hat, in dieser Stadt Gesicht zu zeigen oder halt auch nur, wie andere Organisationen in der Stadt, etwas zu tun, wenn Frankfurt für einige Tage der Nabel der Welt ist.

Aber sicher werde ich GenossInnen aus der SPD treffen. Stadtverordnete, die wissen, wann man wo eben einmal auftauscht. Wann es wichtig ist, gesehen zu werden oder wann man auch einmal vielleicht 50 Euro einer kleinen Organisation spendet, die versucht an der Buchmesse teilzunehmen und keine Mittel dafür hat. (Dafür sind übrigens die Aufwandsentschädigungen für MandatsträgerInnen gedacht.)

Es ist erschreckend und traurig, wie wenig - ja wenn eher gar nicht - wir in dieser Stadt verankert sind.

Ich denke, das liegt daran, dass viele Veranstalter gar nicht wollen, dass LINKE zu ihren Veranstaltungen kommen. Und das kann ich verstehen. Wer, liebe GenossInnen, will den schon schlecht gelaunte, ungepflegte und unspannende Menschen auf seinen Events?

Lieber wütend als traurig, immer eure Annette

Annette Ludwig

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