Dienstag, 12. Mai 2009

Blogger werden benachteiligt

Wir leben in einer Aufmerksamkeitsökonomie. Und Aufmerksamkeit ist alles. So könnte man vereinfacht das Geschäftsmodell von Google beschreiben. Google vermittelt Aufmerksamkeit und erzielt Werbeeinnahmen durch Einblendung von Werbung in den Suchergebnisseiten. In eben diesen Suchergebnisseiten befüllten Blogger früher häufig vordere Plätze. Es könnte sein, dass dies Google störte; jedenfalls ergriff Google eine Initiative, die laut Google zur Spam-Abwehr dienen sollte, aber voll daneben ging:

Google führte 2005 das nofollow-html-Attribut ein. Im Quelltext von Webseiten, insbesondere in Weblogseiten, findet man seitdem bei Links dann regelmäßig rel="nofollow". nofollow ist in seiner Funktion recht tückisch; es sagt der Suchmaschine, ignoriere den Link beim Bewerten des Ranges, also beim Zuordnen des Platzes in der Suchergebnisseite.

Wirkung auf Weblogs

Das liest sich doch recht harmlos, ist es aber mitnichten. Schnell haben sich andere Suchmaschinenbetreiber dem angeschlossen und alle mir bekannten Hoster für Weblogs (z. B. Blogg.de, Wordpress oder Google) setzen dieses Attribut standardmäßig ein. Mit anderen Worten, alle Weblogs sind per Voreinstellung mit nofollow vergiftet und die Weblogschreiber wissen nichts davon. Das ist wirklich schlimm. Eigentlich sollte man doch erwarten dürfen, wenn ich einem Blog XYZ durch meinen gesetzten Link meine Wertschätzung erweise, dass dies ebenso bei den Suchmaschinen berücksichtigt wird. Wird es aber nicht. Gleiches gilt für die Kommentarfunktion. Die Kommentare, die auf einen anderen Blog verweisen, werden genauso wenig bei dem Ranking für die Suchergebnisseiten berücksichtigt.

Weblogs werden beim Suchmaschinen-Ranking also systematisch benachteiligt. Und bei den Suchergebnisseiten schon mal einen Malus vorweg zu bekommen, das muß wirklich nicht sein.

Märchen von der Spam-Abwehr

Sie werden jetzt sicherlich einwenden, dass das nofollow-HTML-Attribut zur Spam-Abwehr unumgänglich sei. Ist es aber nicht! Bevor ich zu Google als Weblog-Anbieter wechselte, schrieb ich in Weblogs bei Blogg.de. Obgleich Blogg.de auch zur nofollow-Community gehört, wurden die Weblogs fortwährend mit Spam-Kommentaren vollgemüllt. Nofollow kann es nicht richten. Neben dem Weblog, welches Sie gerade lesen, kümmere ich mich noch um zweites Blogspot-Weblog. Das andere Weblog habe ich unverändert gelassen, das hiesige aber insoweit geändert, als dass ich die nofollow-Grundeinstellung entfernt habe (dazu später im Text). Und wo war ein Spam-Kommentar zu finden? Im Weblog mit nofollow-Grundeinstellung. Also, die Geschichte von der Spam-Abwehr ist eine Mär. Sie ist falsch, falscher geht es nicht.

Politische Aspekte

Man könnte jetzt sich einer Verschwörungstheorie anschließen und behaupten, das Einführen des nofollow-Attributs wäre böswillige Absicht. So weit will ich nicht gehen. Rein wirtschaftliche Interessen reichen völlig aus. Und einen politischen Kollateralschaden zu eigenen Gunsten nimmt man gern in Kauf.

Stichwort Gegenöffentlichkeit - wenn man schreibt, Weblogs hätten eine geringe Reichweite, dann sollte man als Weblog-Autor dies nicht durch ein wie auch immer unbeabsichtigtes Zutun auch noch unterstützen. Es gibt zurecht eine Bewegung gegen Internetzensur, dann sollte man sich gegen die Benachteiligung, gerade wenn sie mit etwas gutem Willen leicht zu beseitigen ist, zu Wehr setzen.

Das ist gerade wichtig, wenn man weiß, dass in allen Massenmedien das wirtschaftliche Primat vorherrscht. Das schließt eine einseitige wirtschaftspolitische Berichterstattung ein. Wir sind einem Mahlstrom an Manipulation ausgesetzt. Es wäre doch jammerschade, wenn wir, soweit es uns möglich ist, nicht die Wirkung unserer Weblogs optimieren würden.

Anzeigen von nofollow-Verlinkungen im Webbrowser

Noch nicht gänzlich überzeugt? Also, wenn Sie nicht glauben, wie die nofollow-Seuche um sich gegriffen hat, dann möchte ich Sie aufklären. Machen Sie sich bitte ihr eigenes Bild. Hierbei ist Firefox der Webbrowser meiner Wahl zum Aufzeigen der nofollow-Verlinkungen einer Webseite:

Installieren Sie bitte das Search-Status-Plugin (www.addons.mozilla.org). Dann klicken Sie sich bitte wie folgt durch (Firefox 3.x): Menü Extras --> Addons --> SearchStatus --> Einstellungen --> General. Dort stellen Sie Location "status-bar", "left of" "statusbar display" ein. Zumindest mein Firefox zeigt dann links unten in der Statusbar ein @-ähnliches q. Dieses Symbol klicken wir mit der rechten Maustaste an und aktivieren "Highlight Nofollow Links (Häkchen gesetzt?). Das war es. Gehen Sie dann auf eine Seite Ihrer Wahl und lassen sich überraschen, welche Links mit nofollow ausgestattet sind. Auf einer Tipp-und-Tricks-Seite (www.no-nofollow.net) finden Sie übrigens unten rechts einen nofollow-Link.

Auf dieser Tipp-und-Tricks-Seite finden Sie einen weiteren Weg, die nofollow-Links im Firefox kenntlich zu machen.

Entfernen der nofollow-Voreinstellung aus einem Weblog

Als Blogger sollten Sie daran interessiert sein, sich der No-NoFollow-Initiative anzuschließen. Die Schritte, die Sie zum Entfernen der nofollow-Voreinstellung vornehmen müssen, sind abhängig von der Blog-Software und vom Bloghoster.

Wordpress-Blogger haben es einfach: Wordpress Plugin"Nofollow Free". Des weiteren verweist der Pottblog auf ein Dofollow-Plugin. Dieser Artikel ist übrigens ein sehr lesenswerter Text zum gleichen Thema.

Als Blogspot-Blogger gehen Sie bitte wie folgt vor: Reiter Layout --> HTML Bearbeiten. Dort angelangt klicken Sie bitte Vorlagen zum Erweitern von Widgets an und machen anschließend eine Sicherungskopie, indem Sie Vollständige Vorlage herunterladen anklicken. In Ihrem Webbrowser drücken Sie Strg-F . Das öffnet ein Suchfeld. Von oben nach unten lassen Sie den HTML-Code nofollow suchen. Jedes nofollow wird in follow abgeändert. Die ersten beiden Buchstaben sind zu löschen (ziemlich einfach, gelle). So fahren Sie denn fort und speichern, wenn Sie kein nofollow mehr gefunden haben. Nach dem Sie gespeichert haben, setzt Google automatisch ein follow in nofollow zurück. Das ist unvermeidlich; die restlichen Änderungen bleiben aber erhalten! Das war es dann. Vielleicht machen Sie jetzt noch eine zweite Sicherungskopie?

Der Fairness halber sollten Sie, wenn Sie innerhalb Ihrer Webseite verlinken, das nofollow-Attribut setzen: rel="nofollow". Das setzen in einem Hyperlink durch Einfügen von rel="nofollow" zwischen a und href (Leerzeichen).

Mein Fazit

Jeder wehrt sich, wo er kann. Ich jedenfalls habe mein Weblog jetzt umgestellt und werde voraussichtlich nur auf die Weblogs ohne nofollow-Attribut verlinken, die bereit sind, die aus meiner Sicht ganz klar falschen Einstellungen zu ändern. Ein Minimum an Zivilcourage sollte schon sein. Und wie schrieb der Webstandard-Blog so schön:
"Geben sollte seliger sein denn nehmen, aber es sollte auch keine Einbahnstrasse sein!"
...

Eine kleine Linkliste mit Lesetipps zum Thema
  • No-NoFollow-Blog - Welche Gründe sprechen gegen NoFollow?
  • Pott-Blog - no nofollow: Keine Links zweiter Klasse in WordPress dank dofollow
  • einfach persoenlich - nofollow - Jeder scheitert mit seinem Blog zu gut er kann??
  • datenschmutz - Die 6 besten Gründe gegen das Nofollow-Attribut
  • Webstandard - Blog-Kommentare und das Link-Attribut nofollow

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