Dienstag, 29. September 2009

Begründung für den schwarz-gelben Wahlsieg II - Volksverdummung beim Hessischen Rundfunk? (Forts.)

Dies ist der zweite Teil meiner kleinen dreiteiligen Reihe. Beim ersten Teil ging es um die Selektion ausgesuchter Nachrichten zur Darstellung/Erzeugung eines Stimmungsbildes. Heute geht es mir um ein Beispiel der Verfremdung eines Ereignisses, welches, man es schon nicht unterdrücken kann, entsprechend zurechtbiegt.

Mein Beispiel ist das Hessenjournal am Donnerstagabend, den 24. September 2009. Ausgestrahlt wurde die Sendung vom HR3-Fernsehen. In besagter Sendung wurde über die lokalen hessischen Auftaktveranstaltungen zum heißen Bundestagswahlkampf 2009 der letzten drei Tage kurz berichtet. Es waren Kurzberichte über Veranstaltungen der fünf im Bundestag vertretenen Parteien.

Erlauben Sie mir hier einen kleinen Exkurs: Meine Meinung ist, dass das blöde Stimmvieh, welches es erst schafft sich kurz vor der Wahl eine eigene Meinung zu bilden, wirklich besser von der Wahl fernbleibt. Demokratie erfordert ein Minimum an aktiver Teilnahme. Eine Wahl ist eben nicht das Ausfüllen eines Tippzettels, bei dem man sich kurz vorher "schlau" macht. Derart unreife Demokraten sollten tief in sich gehen. Nicht nur, dass andere sich für solche Durchschnittsdeppen den Arsch aufreißen, äußern diese Durchschnittsdeppen sich derart, als dass man den Politikern ganz allgemein gehaltene negative Phrasen unterstellt. Demokratie lebt von aktiver Teilnahme und nicht vom interlektuellen Sesselpuppsen.

Zurück zur HR-Sendung: Warum hat man nicht über andere Parteiveranstaltungen wie beispielsweise die der Piratenpartei berichtet? Gab es keine? Zu den einzelnen gesendeten Veranstaltungsbeiträgen, darf gesagt werden, dass die Veranstaltungen in der Regel neutral geschildert wurden - aber mit ein paar Ausnahmen.

Alle Veranstaltungen waren bis auf die Veranstaltung der Partei Die Linke nicht besonders gut besucht. Die Veranstaltung der Linkspartei war eine öffentliche im Freien auf einem Marktplatz in Frankfurt. Auch die SPD-Veranstaltung war im Freien, die der restlichen drei Parteien fanden hingegen in geschlossenen Räumen statt.

Welches Bild vermittelt der HR aber? Er zeigt beim Bericht über Die Linke am Berichtsanfang leere Bänke vor der Bühne. Als Hintergrund muß man wissen, dass das HR-Team frühzeitig zugegen war und sehr viel filmte. Eine mehrstündige Veranstaltung auf ein paar Minuten zusammenzuschneiden ist schon nicht einfach. Was ich dennoch dem HR ankreide, ist, dass er bei der Linkspartei die Redner in der ausgestrahlten Sendung bunt durcheinander gewürfelt hatte. Von Chronologie keine Spur. Der letzte Redner, Hauptredner Lothar Bisky, wurde gleich am Anfang gebracht. Da sich der HR Sabine Leidig anscheinend als negatives Reizobjekt herausgesucht hatte, bekam sie den Platz als letzte Sendungsrednerin zugeteilt in der dreisten HR-Schnippselchoreografie plus den größten Raum in dem Kurzbericht - meine Unterstellung. Besonders ätzend fand ich noch die Information, das Bild der leeren Bänke war ja nicht das einzige Bild zur Veranstaltung, dass überwiegend Rentner die Veranstaltung besucht hätten. Das ist einfach unwahr, falscher geht es nicht. Die Zuschauer waren einfach ein repräsentativer Querschnitt der Bevölkerung.

Warum hat man das mit den Rentnern beim Bericht zur Veranstaltung der CDU unterschlagen, dort wo es viel eher angezeigt ist? Diese Partei hat in Hessen, was die Mitglieder angeht, ein Durchschnittsalter von 64 Jahren. Und es gab Lücken bei der recht geschlossenen CDU-Veranstaltung. Diese wurden kameratechnisch unterschlagen. Seltsam. Hätte man Roland Koch als letzter Redner irgendwo in die Sendung hineingeschnippselt, ich glaube, es hätte beim HR sehr großen Stress gegeben.

Zur SPD-Veranstaltung in Wiesbaden frage ich mich, ob beim HR eine Art Rote-Socken-Hasser-Geist weht? Warum hat man die Szene gebracht, in der Herr Roth (SPD) linkisch mit einem Wahlzettel herumhantiert?

Merke:
  1. Kann man den politischen Gegner nicht ignorieren oder direkt angreifen, geht man unterschwellig vor und schlägt unterhalb der Gürtellinie zu.
  2. Der HR ist zu einem CDU-nahen Schwarzfunk verkommen (meine Meinung).
  3. Es spricht gegen unsere Demokratie, dass solche Auswüchse in der Berichterstattung öffentlich-rechtlicher Medien möglich sind.
  4. Der Mangel an institutioneller Parteiferne in den öffentlich-rechtlicher Medien sollte umfassend und umgehend behoben werden.
Lesetipp:
Der Parlamentarismus als Anachronismus - Nicht überall, wo Demokratie drauf steht, ist Demokratie drin von Eckhard Kochte (26. Sept. 2009, mehrseitiger Text bei Heise-Telepolis)

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